Dr. Schnitzler, Hautarzt in Zürich Enge wird in der 20 Minuten Zeitung zitiert:

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 Weil grosse Temperaturunterschiede unangenehm seien und weil sie sparen wollen, verzichten ÖV-Betriebe auf starke Kühlung. Das sei gefährlich, sagen Mediziner.

Am Mittwoch werden in der Schweiz Temperaturen von bis zu 38 Grad erwartet. Wer sich im klimatisierten öffentlichen Verkehr Zuflucht vor der Hitze erhofft, wird enttäuscht. Denn immer mehr Verkehrsbetriebe gehen dazu über, nicht mehr auf eine Temperatur von 23 bis 25 Grad zu kühlen, sondern lediglich einen Temperaturunterschied aufrechtzuerhalten. Bei der SBB werden die Fahrgasträume üblicherweise nicht stärker als fünf bis sieben Grad Celsius unterhalb die Aussentemperatur gekühlt. Wer also im Intercity von Zürich nach Genf fährt, muss sich für fast drei Stunden auf bis zu 31 Grad einstellen (siehe Box). Nun hält diese Art der Kühlung auch bei anderen ÖV-Betrieben Einzug. «Klimaanlage bläst heisse Luft» Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) etwa schreiben auf Facebook, bisher hätten moderne Fahrzeuge die Temperatur im Innenraum stabil gehalten, in der Regel zwischen 23 und 25 Grad. Das sei bei den neusten Bussen anders: Diese verfügten über Regelanlagen, die mit sogenannten Sollwertkurven arbeiten und eine Differenz von 5 Grad Celsius aufrechterhalten. «Im Extremfall bedeutet das, dass die Klimaanlage 30 Grad heisse Luft bläst, weil eine Aussentemperatur von 35 Grad gemessen wird», so die VBZ.
VBZ-Sprecherin Daniela Tobler sagt, bei diesem neuen System handle es sich um bedarfsgerechtes Kühlen in Bezug auf die Aussentemperatur. Davon ausgenommen seien die Busfahrer selbst: Sie haben eine eigene Klimaanlage, die sie selbst einstellen können. «Feedbacks von unseren Fahrgästen haben gezeigt, dass zu grosse Temperaturunterschiede nicht gut ankommen», sagt Deubelbeiss. «Darum verzichten wir darauf, die Busse bei 35 Grad massiv herunterzukühlen.» Die Temperatur werde in allen Bussen automatisch geregelt, Fahrer hätten darauf keinen Einfluss. «Unsere Passagiere sollen beim Wechsel in einen anderen Bus keinen Temperaturschock erleben.» 25 Grad wären optimal Doch ideal sind die hohen Temperaturen nicht. Temperaturen in Innenräumen von über 30 Grad seien für die Gesundheit gefährlich, sagt Awad Abuawad, Hausarzt in der Praxis am Seefeld in Zürich. «Die grösste Gefahr dabei ist Dehydration. Der Verlust von Flüssigkeit hat einen grossen Einfluss auf unseren Salzhaushalt, der für das Funktionieren unserer Zellen und somit unserer Organe extrem wichtig ist.» Wer sich über längere Zeit in einem warmen Raum aufhalte, könne an Herzkreislauf-Folgen leiden. Davon seien besonders ältere Menschen betroffen. Ein weiterer Nachteil sind die Gerüche, die durch das Schwitzen entstehen. «Im öffentlichen Verkehr halte ich eine Innentemperatur von etwa 25 Grad für optimal», sagt Hero Schnitzler, Hautarzt am Derma Competence Center in Zürich. Grosser Spareffekt Bei höheren Temperaturen sei es nicht vermeidbar, dass man selbst im Sitzen stark zu schwitzen beginne. Tiefere Temperaturen wiederum seien nicht optimal, weil man sich dann schnell eine Erkältung einfange. Die ÖV-Betriebe dürften trotzdem nicht von ihrem neuen System abweichen. Denn nicht zuletzt versprechen sie sich davon auch einen Spareffekt, weil weniger Energie umgesetzt wird. Dieser Effekt dürfte nicht unbedeutend sein. Bei den Basler Verkehrs-Betrieben, die dasselbe System anwenden, heisst es bei den Basler Verkehrs-Betrieben. Rund 50 Prozent der gesamten Energie werde für den Antrieb der Trams verwendet, sagt Sprecherin Sonja Körkel. Die restliche Energie werde etwa für Klimaanlagen, Informationssysteme und das Licht benötigt. (ehs/mm)